Oliver Pongratz verlässt Österreich
Lieber Oliver!
Für meine Tochter Sonja gab es nur 2 Badminton-Highlights. Das Studium in Aarhus mit dem Training in Hojbjerg und Du, der Sonja als Einziger im Verband eine wirkliche Chance gab, die aber leider um 6 Jahre zu spät kam.
Die Familie Langthaler bedankt sich dafür aufrichtig und wünscht Dir und Deiner lieben Familie alles Gute für die Zukunft!
Liebe Grüße,
Brigitte und Werner
Ich habe mittlerweile zumindest 15 Jahre davor gewarnt, Badminton-Österreich durch Anweisungen, Vorschriften, Maulkörbe, … die alle von oben diktiert wurden und werden, in den Dornröschen-Schlaf zu jagen. Dadurch verhalf man zum einen SportlerInnen nicht gerade dabei, Persönlichkeiten zu werden und Eigenverantwortung zu übernehmen, zum anderen wurde den Nachwuchs-Trainern die Motivation auf gute Nachwuchsarbeit entzogen.
Niemand mehr konnte guten Gewissens den Spitzensport schmackhaft machen, SportlerInnen der Willkür aussetzen. Sie von Personen abhängig machen.
Man hätte einfach die Vereine abklappern und von unten nach oben evaluieren müssen. Badminton-Österreich hätte viele Fehler vermeiden, ja, sogar erfolgreich sein können …
… dann kam Oliver Pongratz, mir und vielen anderen wohltuend als ehemaliger deutscher Spitzenspieler bekannt, mit hoher fachlicher Qualifikation ausgestattet, als Nationaltrainer nach Österreich.
Die erste Chance für Österreich in den letzten 25 Jahren, eine Sackgasse für Oliver. Genau das dachte ich mir, war mir jedoch sicher, nie mehr über die „Tristesse Badminton-Österreich“ ein Wort zu verlieren. Bis heute.
Oliver war unermüdlich, machte sich Gedanken, arbeitete jedes Detail aus, während zeitgleich auf Nennungen oder Court-Bestellungen vergessen wurde und Sportlerinnen 14 Tage auf Turnierreise, keine Trainingsmöglichkeit hatten. Kein Einzelfall, wer mehr wünscht, kriegt die Informationen. Es gab Sportler, die an dieser Misere seit Jahren gewöhnt waren und achselzuckend resignierten. Da durfte man sich nicht wundern, wenn sich die heranwachsende Jugend lieber einer Ausbildung zuwendete. Am Nationaltrainer lag es jedenfalls nicht …
… wie auch immer. 2019 wurde ein neuer sportlicher Leiter im Verband installiert, dem, so vermute ich, Oliver Pongratz eine Nummer zu groß war?
Lange ließ man Oliver über seine Zukunft im Dunklen, während - so kann ich mir das durchaus vorstellen (weil österreich-üblich) - das Nationalteam bereits „neu programmiert“ oder „präpariert“ wurde.
Oliver wurde im Sommer ohne Angaben von Gründen (das ist spekulativ und hoffentlich nicht wahr) gekündigt. Ich hoffe, dass hier mit größtmöglicher Fairness umgegangen wurde und ihm Mitarbeiter und Spieler mit Respekt und Anstand verabschiedeten. Man möchte sich ja danach noch in den Spiegel schauen können.
Der neue Nationaltrainer ist einigen Insidern seit Monaten bekannt (mit diesen Vorgehensweisen lebt es sich in Ö ganz gut), richtig berühmt sind dessen Rezensionen aber nicht (Jeder kann seine ehemaligen Schützlinge diesbezüglich kontaktieren).
Prognosen aber sind mir ab heute wurscht, da dies tatsächlich mein letzter Input zu Badminton-Österreich war. Vielleicht gibt es tatsächlich ein Konzept, welches wieder einmal zur Umsetzung kommt? Dann würde ich mich wundern und mich für die nächste Sportler-Generation freuen.
Was mir aber gar nicht wurscht ist:
Lieber Oliver!
Besser ein Ende mit Schrecken … wo eine Tür zugeht, gehen andere auf. Wer nicht wagt, der nicht gewinnt.
Wie ich höre, wirst Du Nationaltrainer von Schweden. Du wirst freundlich, mit offenen Armen empfangen und an der Teambildung mitarbeiten. Es gibt wieder Gespräche, wo zugehört wird! Es wird umgesetzt, nicht fantasiert. Dazu gratuliere ich und wünsche noch einmal den Respekt und die Anerkennung, die Du vielleicht in Österreich vermisst hast …?
( „ … so sind wir nicht.“ Zitat: Bundespräsident VdB).
Wir freuen uns von Dir zu hören und vielleicht werden wir schon in Bälde Deine Schweden oder Luis anfeuern.
Werner Langthaler, August 2020