Gib dem Fairplay eine Chance

Lohaynny Vicente vorne, mit Schwester Luana

Brasilianische Olympionikin

Lohaynny Vicente, Badminton

Lohaynny, in Rio de Janeiro in eine Gangster-Aristokratie hineingeboren, ist nach vielen Schwierigkeiten, mit ihrer Schwester Luana die große Badmintonhoffnung Brasiliens.

... als Kinder wollten die Beiden vorerst nichts als Sicherheit. Ihr Vater war ein führendes Mitglied der Bande Red Command, die den Drogenhandel in der Stadt kontrollierte.

Das Gebiet um Chapadão Favela wurde von den Behörden stark vernachlässigt, in einem 10jährigen Bandenkrieg waren Tod und Verhaftung ständige Begleiter der beiden Mädchen.

"Wir lebten nie da, wo unser Vater arbeitete und änderten ständig unseren Wohnort. Direkt mit Gewalt waren wir nicht konfrontiert, sahen keine Waffen und keine Berufskollegen unseres Vaters."

Die Spannungen in der Familie waren naturgemäß sehr groß, dazu kam, dass der Großvater mütterlicherseits Polizist war ...

Ohne ihrer Mutter wären sie ziemlich wahrscheinlich dem Beispiel ihres Vaters gefolgt, so aber, kam alles anders.

Als Lohaynny vier Jahre alt war, wurde ihr Vater in einem Feuergefecht mit der Polizei getötet. Lange wurde sein Tod verschwiegen und erst im Laufe der Jahre bekamen die Geschwister Antworten auf ihre Fragen.

Heute, 20 Jahre alt, fühlt Lohaynny keine Bitterkeit gegenüber der Polizei. "Ich weiß genau, was mein Vater tat. "

Im Schutze ihrer Mutter und deren Vaters, zogen sie nach Praça Seca, einer Gemeinde in Jacarepagua zwischen dem jetzigen Olympiapark und Deodoro. Sie hatten das Glück, dass in der Nähe des Sportzentrums Miratos eine, von einer NGO gegründeten Gemeinschaft war, wo sie Fußball und Badminton spielen konnten.

Die Geschwister wurden geradezu badmintonsüchtig und trainierten schon bald 2x/Tag. Sie hatten Glück. "Wäre Miratos nicht gewesen, wer weiß, was aus uns geworden wäre...."

Mittlerweile dominieren die Geschwister im Einzel und im Doppel in Brasilien, trainieren in einem  Club in São Paulo und erhalten "Bolsa atleta", eine finanzielle Unterstützung der Bundesregierung für Turniere, Lebensmittel und Nahrungsergänzungsmittel. Zusätzlich bekommen Beide mittlerweile einen Gehalt von der Luftwaffe und haben darüber hinaus einen großen Sponsorenvertrag mit einem Sportunternehmen. 

Die beiden Mädchen werden in Brasilien mit den Williams-Geschwister (Tennis) verglichen, was natürlich sehr gefällt und beide hoffen auf ein Aufeinandertreffen abseits des Sportes.

Luana konnte sich letztendlich nicht für Rio qualifizieren, Lohaynny schon. Die Erste in Brasilien und 62. in der Weltrangliste, hofft, dass sie ihre Familie glücklich machen kann.

Sie will in Zukunft, Kinder aus Favela für Badminton begeistern, weil Sport einfach die Chance auf ein besseres Leben ist. "Es gibt mehr soziale Projekte, mehr Scouts mehr Schule". 

Sportler können soziale Unterschiede mit Erfolgen wettmachen und gerade Brasilien ist hier auf einem sehr guten Weg.

Die Mädchen werden nie vergessen, woher sie stammen, wollen aber lieber nach vorne blicken.

Lohaynny: "Ich denke, unser Vater wäre auch sehr stolz gewesen auf unseren Weg, den wir bisher gegangen sind."

Quelle: theguardian